Kathmandu

Montag, 03. Dezember 2007: Die Nacht ist noch lange nicht vorbei

Irgendwann starten wir dann schließlich Richtung Kathmandu in einem Flieger mit etwas mehr Beinfreiheit und diesmal wirklich ohne jeden weiteren Schnickschnack. Nachdem die Sonne aufgegangen ist, sehen wir die braunen Berge Irans und Pakistans. Kein weißer oder grüner Tupfer zu sehen. Gegen Mittag, also nach 18 Stunden, kommt dann endlich der Landeanflug auf Kathmandu. Wir sitzen zwar auf der richtigen, der linken Seite, aufgrund des Wetters können wir das Himalaya-Gebirge aber leider nicht sehen. Dies sollte sich auch in den kommenden Tagen leider nicht ändern.

Nepal hat sich erst 1951 für Ausländer geöffnet. Seitdem dürfte sich das Land extrem verändert haben, quasi von der Steinzeit ins 21. Jahrhundert. Im engen Talkessel von Kathmandu leben inzwischen rund 1 Mio. Menschen. Die Gegend leidet extrem unter dem Smog, viele Einheimische laufen inzwischen mit Atemmasken rum.

Verkehrschaos in Kathmandu (c) Peter BelinaIch habe wirklich schon viel Verkehrschaos erlebt, ob in Paris, Rom und vor allem Kairo oder Mexiko Stadt - Kathmandu übertrifft mit weitem Abstand alles, was ich in der Beziehung je erlebt habe. Keine Gehsteige, keine Verkehrsschilder, Straßen mit Schlaglöchern, wo teilweise ein VW Käfer bequem Platz findet, nur zwei Ampeln in der Stadt.

Dafür ist unser Hotel Buddha eine Oase der Ruhe, obwohl sehr zentral gelegen. Einfach zwar, aber dafür mit einem schönen und ruhigen Innenhof.

Ein gutes Abendessen erwartet uns. Mit 300 Rupien war das Essen im Vergleich zu den kommenden Tagen vergleichsweise teuer, aber gut. Was aber heißt "teuer"? Für einen Euro bekomme ich 91 Rupien!

Dienstag, 04. Dezember 2007: Ommmm!

Per Taxi geht es für 150 Rupien (für 3 Personen) nach zähen Verhandlungen 10 km raus nach Pashupatinath, wo die Hindus ihre Toten verbrennen und auf eine lange Reise am Fluss runterschicken. Dadurch, dass sich viele Terrassen den Hang hinaufziehen, kann man diese Zeremonie beobachten, ohne selbst unangenehm aufzufallen.

Pashupatinath (c) Peter Belina

Dort bekomme ich aber auch erstmals Kontakt mit selbsternannten Guides, heiligen Männern, Tiger-Balm- und Rolex-Uhrenverkäufern ("echte Rolex, nur 20 Dollar, Mister!"), die sich an meine Fersen heften...

Anschließend wandern wir 1 Stunde Richtung Bodnath, wo der größte buddhistische Tempel Nepals steht. Nach einem Mittagessen auf einem Roof-Restaurant, also einem Dach-Restaurant, wo man alles ein wenig beobachten kann, gliedern wir uns ein in den Pilgerstrom, der immer im Uhrzeigersinn um die Stupa herumwandert und die Gebetsmühlen in Bewegung bringt. Die CD-Läden um die Stupa herum mit ihrer Musik und nach Einbruch der Dunkelheit die vielen Yakbutterkerzen schaffen eine ganz besondere Atmosphäre. Ich unterhalte mich mit ein paar Mönchen, die leidlich Englisch können und erhalte ein Gebetbuch (das ich nicht lesen kann) und ein Pilgertuch geschenkt. Nicht alle wollen also etwas von mir...

Der Verkehr zurück ist unglaublich. Nach einer Stunde und einer abenteuerlichen Fahrt mit Staus und Verkehrschaos überall kommen wir an. Die anderen beiden Taxen brauchen 1/2 bzw. 1 1/2 Stunden länger.

Mittwoch, 05. Dezember 2007: Weltkulturerbe per Rikscha

Nach dem Frühstück schlage ich mich durch zum Durbar Square, Weltkulturerbestätte. Dort stehen gut zwei Dutzend hinduistische Tempel. Leider kann man die nur bedingt in Ruhe anschauen. Mehrere Hauptverkehrsachsen führen mitten über den Platz, die Luft ist - nicht zuletzt aufgrund des minderwertigen Benzins bzw. Benzin-Öl-Gemischs und der nächtlichen Müllverbrennung auf den Straßen - zum Schneiden.

Außerdem wird man, kaum dass man mal sitzt, von Gott und der Welt angequatscht. Ob ich ein Taxi brauche - nee, bin gerade erst gekommen - eine Rikscha - neeee, ich bin echt erst gerade gekommen - Tiger Balm, ein Foto von einem heiligen Mann, einen Führer, Klamotten, Obst, Zigaretten, Hasch...

Selbst oben auf dem Tempel hat man keine Ruhe. Der Eintritt auf den Durbar Square kostet für Ausländer 200 Rupien. Da will mir doch tatsächlich einer weiß machen, das Besteigen des Tempels kostet extra. Als mich schließlich 4 heilige Männer in die Zange nehmen, damit ich ein Foto von Ihnen mache und jedem 5.000 Rupien zahle, wird es mir zu doof und ich fliehe per Rikscha zurück ins Hotel.

Am Nachmittag wandern wir 2 Stunden nach Swayambhunat, einer anderen Stupa hoch über der Stadt, wo man am Schluss 200 verdammt steile Stufen hochsteigen muss. Die Mühe lohnt sich aber. Der Blick über die Stadt und die benachbarten Berge, die man im Dunst erkennen kann, ist gewaltig. Auch hier wieder nach Sonnenuntergang eine unwirkliche Atmosphäre, wenn auch diesmal ganz anders durch die vielen spielenden Kinder und viele Affen.

Wieder unten angekommen, chartern wir wieder drei Taxen. Die Fahrt ist eine Geduldsprobe. Wieder sind alle Straßen verstopft. Den Berg runter fahren wir ohne Licht, der Fahrer schont alle Ressourcen. Irgendwann geht gar nichts mehr, weil zwei Fahrzeuge nicht weiter kommen. Das Problem in Nepal ist, dass zum Vordermann max. 2 cm Platz gelassen werden, damit sich keine Motorradfahrer zwischen die Autos quetschen können. Wenn etwas zu langsam geht, wird einfach überholt, auch bei Gegenverkehr. Da die eigene Spur verstopft ist, kommt das Fahrzeug nicht mehr auf die eigene Spur zurück und blockiert alles...

Nach einer halben Stunde löst sich der Stau auf. Zwei Minuten später: Vor der großen Kreuzung, wo es keine Verkehrsregelung gibt, ist ein Bus eingekeilt, der nicht rauskommt. Wir stecken wieder fest. Sch...! Als wir endlich weiter können, verliert unser Fahrer die Nerven. Eigentlich ungewöhnlich, bisher haben alle den Verkehr schicksalhaft ertragen. Der fährt jetzt mit 70 Sachen durch die engen Straßen, wo kaum 2 Autos aneinander vorbei passen, wo Fußgänger und Radfahrer unterwegs sind. Zwischendurch immer wieder Vollbremsungen. Auch, als plötzlich ein kleines Kind vor dem Taxi über die Straße rennt. Mann, da hat nicht viel gefehlt.

Heute Abend gehen wir mal in einer Nebengasse essen. Bin mit meinem Chicken Curry für 85 Rupien (etwas über 0,90 Euro) dabei, mein Tee kostet 8 Rupien... Okay, vom Chicken habe ich - abgesehen von Knochen - nichts gefunden, sehr gut war es aber trotzdem.